INTEGRATIONÖSTERREICH

Pandemie und Migration sind für Burgenländer die Top-EU-Themen

Europäische Kommission und Österreichische Gesellschaft für Europapolitik präsentieren Umfrage gemeinsam mit Landeshauptmann Doskozil

(OTS) – Auf ihrer EU-Zukunftstour durch alle österreichischen Bundesländer sind Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, und Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), von Montag bis Mittwochabend zwischen Güssing und Eisenstadt unterwegs – per Rad, Bahn und gelegentlich mit dem E-Auto. Ziel ist es, u. a. mit Schülern, Studierenden und Erwachsenen in Ausbildung, mit Regional- und Lokalpolitikern, Winzern, Jungunternehmern und Volksgruppenvertretern über ihre Erwartungen und Sorgen hinsichtlich der Zukunft Europas zu sprechen. Organisiert wurde die Fact Finding Mission zur Zukunft Europas von EUROPE DIRECT Burgenland, das vor Ort über die EU informiert. Am Montag und Dienstag wurden Selmayr und Schmidt streckenweise von Bildungslandesrätin Daniela Winkler, Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann und Verkehrslandesrat Heinrich Dorner begleitet.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landtagspräsidentin Verena Dunst haben Selmayr und Schmidt heute eine begleitende Meinungsumfrage präsentiert. Demnach sehen die Burgenländerinnen und Burgenländer die Corona-Bekämpfung und eine gemeinsamen Asyl- und Migrationspolitik als Top-Prioritäten auf EU-Ebene. Zudem wünschen sie sich ein starkes Engagement für den Klima- und Umweltschutz sowie in sozialen Fragen. Im Hinblick auf die Bewertung der EU-Mitgliedschaft liegt das Burgenland österreichweit im vordersten Feld.

Landeshauptmann Doskozil sagte: „Vor 40 Jahren lag unser Bundesland am Rande des Eisernen Vorhangs, heute ist es fest im Herzen Europas verankert und hat sich zu einer dynamischen, innovativen Region entwickelt. Die EU-Mitgliedschaft und die vielfältigen Möglichkeiten, die das vereinte Europa gerade für Grenzregionen bietet, haben entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen. Nun gilt es, gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. Mit seinem hohen Anteil an erneuerbarer Energieerzeugung ist das Burgenland bestens gerüstet, zum grünen Wandel und zur Erreichung der ehrgeizigen EU-Klimaziele beizutragen. Wir müssen auch die Digitalisierung vorantreiben und das schnelle Breitband ausbauen. Vor diesem Hintergrund ist es eine sehr gute Nachricht, dass erste Mittel aus dem EU-Aufbauplan bereits jetzt an Österreich fließen. Das Burgenland hat Projekte eingereicht, die genau die Zielvorgabe erfüllen. Jetzt ist die Bundesregierung gefordert, dafür zu sorgen, dass die Mittel ausgewogen zugeteilt werden und in den Ländern ‚ankommen‘.“

Landtagspräsidentin Dunst ergänzte: „Das Burgenland hat sehr von der EU-Mitgliedschaft Österreichs profitiert. Um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU zu fördern, ist es allerdings wichtig, dass es zwischen der EU und den Regionen einen beiderseitigen Dialog gibt. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass sich EU-Botschafter Selmayr im Rahmen der Zukunftstour ein Bild vom Burgenland als Modellregion gemacht hat.“

Laut einer Studie von Regionalmanagement Burgenland haben EU-Programme seit 1995 mehr als 164.000 Projekte im Burgenland initiiert, die wiederum Gesamtinvestitionen von knapp 5,2 Milliarden Euro mit sich gebracht haben. „Die Entwicklung des Burgenlands ist eindeutig eine europäische Erfolgsgeschichte“, unterstreicht EU-Botschafter Selmayr. „Die Erfolgsgeschichte des Burgenlands muss auch im Alltag erzählt werden – und zwar gerade von Bürgermeistern, Gemeinderäten, Landtagsabgeordneten und Landesräten. Wir müssen gemeinsam vermitteln, dass in vielen regionalen und lokalen Projekten ein großes Stück Europa drinnen steckt, damit sich die Menschen ein Bild machen können, was ihnen die EU bringt. Wir brauchen bei EU-Förderungen Kommunikation statt Diskretion. Wo Europa drinnen ist, muss auch Europa draufstehen. Unsere EUROPE DIRECT-Stellen spielen eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang und ich freue mich, heute gemeinsam mit Landeshauptmann Doskozil unser gemeinsames Zentrum in Eisenstadt offiziell einzuweihen.“

Drei Viertel der Befragten interessieren sich für europäische Politik

Fast die Hälfte der Befragten im Burgenland (47 Prozent) ist der Ansicht, dass die EU-Mitgliedschaft vor allem Positives für das Burgenland bewirkt, für 17 Prozent steht das Negative im Vordergrund. Etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) meint, dass „es keinen Unterschied für das Burgenland macht, ob Österreich Mitglied der EU ist oder nicht“.

Fast drei Viertel der Burgenländerinnen und Burgenländer sagen in der vom Zukunftsfonds der Republik Österreich unterstützten Umfrage, dass sie an „Vorgängen und Ereignissen in der Europäischen Union und der europäischen Politik interessiert sind“, davon 27 Prozent „sehr“ und 46 Prozent „eher“. Männer geben zu 36 Prozent an, „sehr interessiert“ zu sein, Frauen zu 19 Prozent. Das Europa-Interesse nimmt mit steigendem Alter zu.

Ein Drittel der Befragten möchte sich „auf jeden Fall“ an der im Mai 2021 gestarteten Debatte zur Zukunft der Europäischen Union beteiligen und stimmen der Aussage zu, dass es „viel mehr Debatten mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Richtung Europas geben sollte“. Insgesamt 47 Prozent antworten, dass sie sich eine Beteiligung an der Zukunftsdebatte zumindest vorstellen könnten.

Die „Eindämmung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen“ ist jenes Thema, dem sich die EU nach Ansicht der Menschen im Burgenland am dringlichsten widmen sollte. 64 Prozent sehen darin eine „hohe Priorität“. Praktisch genauso wichtig ist es aus Sicht der Befragten, dass die EU eine „gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik“ realisiert (62 Prozent), den Klima- und Umweltschutz vorantreibt (61 Prozent) und die „Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich“ an die oberste Stelle ihrer Prioritäten setzt (59 Prozent). Im Bundesländervergleich haben die Corona-Eindämmung und das Thema Asyl- und Migration im Burgenland einen hohen Stellenwert.

48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass „mehr gemeinsames Handeln auf europäischer Ebene“ notwendig ist, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Fast ebenso viele, 45 Prozent, würden es für sinnvoller halten, dass künftig die „EU-Mitgliedstaaten öfter für sich selbst entscheiden“ sollten. Im Bundesländervergleich sind die Befragten im Burgenland damit am häufigsten für mehr nationale Entscheidungen.

Wenn es um Entscheidungen geht, welche die persönliche Zukunft betreffen, hat mehr als die Hälfte (56 Prozent) das größte Vertrauen in Entscheidungsträger/innen auf regionaler Ebene, 18 Prozent geben in dieser Frage der nationalen Ebene den Vorzug, nur 6 Prozent nennen die EU-Institutionen.

Keine Tabus

„Die Menschen im Burgenland sehen in der Mitgliedschaft unseres Landes in der EU mehr Vor- als Nachteile, wobei dies vor allem männliche Befragte und die Jungen unter 30 so empfinden. Geteilt ist das Meinungsbild, ob es künftig mehr gemeinsames Handeln geben oder häufiger die Mitgliedstaaten selbst entscheiden sollten. Letzteres wird im Burgenland im Bundesländervergleich am häufigsten befürwortet. Die aktuelle Zukunftsdebatte bietet die Gelegenheit, über die künftige Ausrichtung der Union zu diskutieren und dabei auch unangenehme Themen nicht auszusparen. Die europäische Integration ist kein Selbstläufer. Daher ist es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen an der Diskussion über die Zukunft Europas beteiligen und ihre Meinung einbringen. Das große Europa-Interesse im Burgenland ist eine gute Voraussetzung dafür“, resümierte ÖGfE-Generalsekretär Schmidt.

Alle Ergebnisse der Studie

Link zur EU-Zukunftsdebatte: https://futureu.europa.eu

Hintergrund:
Die aktuelle Umfrage der ÖGfE und der Europäischen Kommission wurde – mit Unterstützung des
Zukunftsfonds der Republik Österreich – von market (www.market.at) in der Zeit von 5. bis 12. Juli 2021 durchgeführt. Befragt wurden 600 Personen im Burgenland. Online-Erhebung, burgenländische Bevölkerung, 16 bis 79 Jahre, repräsentativ für Alter, Geschlecht, Region und Bildung. Maximale statistische Schwankungsbreite ca. +/- 4,1 Prozent.

ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert